Panoramaansicht des Klärwerks

Wärme aus Abwasser

Vorreiterrolle bei der Energiegewinnung. Das Rathaus wird seit 2011 durch die Nutzung von Abwasserwärme beheizt.

Seit 2011 wird das Fürther Rathaus mit Wärme aus Abwasser beheizt. Dies ist das Ergebnis eines gemeinsamen Projekts der Stadtentwässerung und der Gebäudewirtschaft Fürth. Rund 130 Liter Wasser verbraucht jeder von uns täglich beim Duschen, in der Waschmaschine oder im Geschirrspüler. Das warme Abwasser fließt auch im Winter mit durchschnittlich zwölf Grad Celsius durch das Fürther Kanalnetz.

Um Abwasser als Wärmequelle nutzen zu können, müssen weitere Voraussetzungen erfüllt sein. So lohnt sich die Nutzung erst ab einem Wärmebedarf von 150 Kilowatt. Das entspricht in etwa der Energieversorgung von 50 Haushalten. Neben Wohngebäuden kommen vor allem Bürokomplexe, Krankenhäuser, Schulen und öffentliche Gebäude wie das Fürther Rathaus in Frage. Dieses hat einen Wärmebedarf von rund 700 Kilowatt pro Jahr.

Da die Heizungsanlage im Rathaus erneuerungsbedürftig war und die weiteren Rahmenbedingungen, wie Lage und Befahrbarkeit des Kanals vor dem Rathaus sowie eine Abwassermenge von mindestens 150 Litern pro Stunde bei Trockenwetter, stimmten, konnte das Projekt realisiert werden. Der Kanal mit einem Durchmesser von DN 1400 erlaubt den Einbau der Technik, ohne die Wartung und den Betrieb des Kanals zu beeinträchtigen.

Die direkte Wärmeentnahme erfolgt über Edelstahlwärmetauscher, die auf der Kanalsohle befestigt sind und vom Wasser durchströmt werden. Der doppelwandige Wärmetauscher in der Kanalsohle trennt zuverlässig das saubere Wasser für den Wärmepumpenkreislauf, der die Energie aus dem Abwasser aufnimmt und zu einer oberirdischen Wärmepumpenstation im Rathaus transportiert.

Zur Realisierung des Vorhabens musste zunächst ein neuer Schacht im Gehwegbereich hergestellt werden. Von diesem aus konnte mittels Kernbohrung die weitere Verbindung vom Kanal zum Keller des Rathauses hergestellt werden. Von hier aus konnte die Rohrverbindung hergestellt werden, die bis zur Heizzentrale im Dachgeschoss weitergeführt wurde.
Während der Bauarbeiten und dem Einbau der 70 standardisierten Wärmetauscher Elemente von je einem Meter Länge wurde das Abwasser über eine andere Kanaltrasse geführt. Nach nur zehn Wochen Bauzeit konnten die Arbeiten abgeschlossen werden.

Die Maßnahme wurde vom Freistaat Bayern im Rahmen des Konjunkturpakets II mit 87,5 Prozent gefördert. Am 7. Oktober 2010 wurde das Projekt im Rahmen des Wettbewerbs „Kommunen für den Klimaschutz“ vom Bundesverband Wärmepumpe e.V. mit dem ersten Preis ausgezeichnet.

Seit 2020 wird auch das Gebäude der Stadtentwässerung Fürth (StEF) mit Wärme aus Abwasser beheizt. Damit ist die StEF nahezu energieautark und deckt 80 Prozent ihres Strom- und 95 Prozent ihres Wärmebedarfs selbst.