Das seniorenpolitische Gesamtkonzept
Fürth wird älter – wie müssen wir planen, um den neuen Lebensentwürfen und Bedürfnissen gerecht zu werden? Auf dieser Seite stellen wir die Handlungsfelder und konkreten Maßnahmen vor.
Fürth wird älter
Veränderte Lebensbedingungen und die Entwicklung der medizinischen Versorgung ermöglichen, dass Menschen immer älter werden. Noch vor wenigen Jahren waren über 90-Jährige die Ausnahme. Inzwischen nimmt die Anzahl der über 90-Jährigen oder gar der über 100-Jährigen stetig zu. Sie bleiben in der Regel auch länger fit und gesund. Zusätzlich gehen derzeit und in den kommenden Jahren die geburtenstarken Jahrgänge der “Babyboomer” in den Ruhestand.
Alter | Stand 2016 | Stand 2022 | Prognose 2030 | 2022 bis 2030 |
---|---|---|---|---|
65 bis 75 | 11 451 | 13 060 | 15 900 | 2840 |
75 bis 80 | 5639 | 4628 | 5600 | 972 |
80 bis 85 | 3386 | 4270 | 4200 | - 70 |
85 + | 2941 | 3381 | 4800 | 1419 |
Gesamt | 23 417 | 25 339 | 30 500 | 5161 |
Diese Kombination bedingt, dass die über 65-Jährigen bereits im Jahr 2030 die größte Bevölkerungsgruppe bilden werden. In Fürth werden sie dann voraussichtlich knapp 25 Prozent der Gesamtbevölkerung stellen – jede beziehungsweise jeder Vierte ist dann älter als 65 Jahre.
Unterschiedliche Lebensentwürfe und Bedürfnisse
Aufgrund dieser Veränderungen entwickelt die ältere Generation unterschiedliche Lebensentwürfe, Interessen und Bedarfe, auf die sich jede Kommune vorbereiten muss. Zusätzlich gilt es aber auch, der Gesamtbevölkerung gerecht zu werden und ein friedliches Zusammenleben der verschiedenen Generationen zu ermöglichen
Ein besonders hoher Anstieg ist bei der Altersgruppe der 65- bis 75-Jährigen und bei den über 85-Jährigen zu erwarten.
Um dieses Thema frühzeitig anzugehen, hat der Fürther Stadtrat 2019 ein seniorenpolitisches Gesamtkonzept (SPGK) verabschiedet. Die darin festgelegten Maßnahmen und Bedarfe unterstützen eine Planung, die dieser Situation gerecht werden soll.
14 Handlungsfelder
Für die Erstellung des SPGK wurden 14 verschiedene Handlungsfelder benannt, die hinsichtlich der genannten Entwicklungen besonders relevant sind.
Diese Handlungsfelder wurden in den Jahren 2018/2019 gemeinsam mit Expertinnen und Experten sowie Bürgerinnen und Bürgern in einer großangelegten Fragebogenaktion, mit Expertenbefragungen, Expertenworkshops und kleinräumig durchgeführten Bürgernachmittagen bearbeitet.
Die darüber festgestellten Bedarfe wurden als Maßnahmen für die kommenden Jahre formuliert und im seniorenpolitischen Gesamtkonzept zusammengefasst.
Im Folgenden finden Sie eine an den Handlungsfeldern orientierte Übersicht zu den bereits umgesetzten oder laufenden Maßnahmen des Seniorenpolitischen Gesamtkonzeptes der Stadt Fürth. Falls Sie weitere Fragen dazu haben, können Sie sich gerne an die Seniorenbeauftragte der Stadt Fürth wenden.
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Bereits umgesetzte oder laufende Maßnahmen
- Der Ausbau barrierefreier Bushaltestellen geht voran – bei anstehenden Straßenbauvorhaben werden die Haltestellen sukzessive an die bestehenden Normen für Barrierefreiheit angepasst.
- Seniorenrat und fübs bringen die Belange der Seniorinnen und Senioren bei den Bauinstruktionsverfahren der Stadt ein.
- fübs und Seniorenrat bringen die Belange der Seniorinnen und Senioren über die Mitarbeit im Beraterkreis "Mobilitätsplan" für die Stadt Fürth ein.
- Im Stadtgebiet werden kontinuierlich immer mehr Bänke zum Ruhen und für Begegnung aufgestellt – so zum Beispiel die grünen Bänke im Innenstadtbereich und die Plauderbänke im Südstadtpark und in Ronhof.
- Beim Wohnungsneubau wird die vorgeschriebene Anzahl von barrierefreien Wohnungen berücksichtigt.
- In der Oststadt wurde das generationsübergreifende Wohnprojekt Spiegelfabrik bezogen. Träger ist der Verein Spiegelfabrik e.V., der sich auch in der Quartiersarbeit stark engagiert.
Wesentlich für ein langes Wohnen in der eigenen Wohnung im Alter ist die Unterstützung in den Bereichen, die nicht mehr selbstständig erledigt werden können. In den letzten Jahren wurden diesbezüglich verschiedenste Hilfsangebote aufgebaut und Informationen dazu gesammelt:
- Für die allgemeine Unterstützung im Alltag werden über das Dienstleistungszentrum der Diakonie und das Mütterzentrum Alltagshelferinnen und -helfern geschult und eingesetzt.
- Die Koordinierten Stadtteilnetzwerke in Fürth (KSN) betreiben das Onlineportal “Fürther-helfen.de”. Hier melden sich Menschen, die helfen wollen. Sie können online angefragt oder über das entsprechende KSN vermittelt werden.
- Um die Gruppe der ehrenamtlichen Wohnraumberaterinnen und Wohnraumberater zu verstärken, wurden weitere Beratungspersonen geschult. Damit steigt die Kapazität der Wohnraumanpassungsberatung in Fürth.
- Die AG “ambulante Hilfen für Seniorinnen und Senioren” hat für Angebote im Bereich Haushaltshilfe und Alltagshilfe eine Übersichtsliste mit Kontaktdaten und weiteren Informationen zusammengestellt, die über die fübs und den Pflegestützpunkt abgerufen werden kann.
- Das Angebot “Wohn-Café” regt in fünf verschiedenen Stadtteilen Menschen dazu an, sich für ein gutes Wohnen in ihrem Stadtteil einzusetzen und aktiv zu werden.
- Unter dem Titel “Wohnwerkstatt” wird das Thema Wohnen mit verschiedenen Formaten weiter aufgegriffen werden. Ziel der Wohnwerkstatt ist, die Menschen dazu zu motivieren, sich frühzeitig damit auseinanderzusetzen, wie sie im Alter wohnen wollen.
- 2022 wurde der Pflegestützpunkt für die Stadt Fürth eröffnet. Er berät zu allen Fragen der Pflege.
- Die Broschüre “Älterwerden in Fürth” wird regelmäßig im ca. dreijährigen Turnus aktualisiert und im Zuge dessen mit weiteren aktuell wesentlichen Themen ergänzt.
- Seit Herbst 2020 erscheint alle zwei Monate der digitale Infobrief “Neues aus der fübs”.
- Die Bewerbung des Seniorenprogramms “tagaktiv” wurde ausgeweitet.
- In sechs Fürther Stadtteilen wurden Koordinierte Stadtteilnetzwerke eingesetzt. Sie sind im jeweiligen Stadtteil auch für die Information der Bürgerinnen und Bürger zuständig und fungieren als Lotsen für Beratungseinrichtungen.
Seniorenrat und fübs haben die Angebote für Seniorinnen und Senioren weiter ausgebaut. Das umfangreiche Veranstaltungsprogramm “tagaktiv” wird breit verteilt und von vielen genutzt. Dabei wird darauf geachtet, dass die Veranstaltungen zeitlich und räumlich gut gestreut werden.
- Um Einsamkeit vorzubeugen, wurden Formate wie das Freunde-Speed-Dating 60+ geschaffen, die es Menschen ermöglichen, andere Menschen und Gleichgesinnte kennenzulernen.
- Zusätzlich wurden im Südstadtpark und Ronhof Plauderbänke aufgestellt, die Menschen miteinander ins Gespräch bringen sollen.
- Im städtischen Friedhof betreiben Ehrenamtliche des Freiwilligenzentrums ein regelmäßig stattfindendes Friedhofs-Café. Das Ziel ist, Menschen in Trauer anzusprechen und in Kontakt zu bringen.
- Einmal pro Jahr findet für Menschen, die in den kommenden Jahren/Monaten in Rente gehen, ein Kurs zur Vorbereitung auf die Rente statt.
- Gemeinsam mit der infra fürth wird jährlich ein kostenloses Mobilitätstraining zur Nutzung der Busse für Menschen mit Rollator und Rollstuhlfahrenden durchgeführt.
- Der Alterssimulationsanzug macht auf die Belange von älteren Menschen und Menschen mit Behinderung aufmerksam. Die infra hat ihn ein Jahr lang zur Sensibilisierung der Busfahrenden eingesetzt. Das Klinikum Fürth nutzt ihn regelmäßig zur Sensibilisierung der Pflegeschülerinnen und -schüler.
- Das Angebot “Fürth bewegt” wurde auf weitere Standorte ausgeweitet.
- Im Südstadtpark wurden Sportgeräte aufgestellt, die auch gut von älteren Personen und teilweise von Rollstuhlfahrenden genutzt werden können.
- Zwei Jahre nacheinander fand das Angebot Sportverein-Hopping 60+ statt. Hier konnten Interessierte kostenlos Angebote der Sportvereine ausprobieren. In diesem Zusammenhang wurde die Broschüre “Fit im Alter” aufgelegt, die die für Seniorinnen und Senioren geeigneten Sportangebote verschiedener Sportvereine bewirbt.
- Mit dem Projekt GESTALT (GEhen, Spielen und Tanzen Als Lebenslange Tätigkeit) werden regelmäßig Kurse angeboten, die von Demenz bedrohte Menschen präventiv unterstützen.
- An der vhs wurde ein regelmäßiger Gesundheitstreff für Menschen in der zweiten Lebenshälfte eingeführt – der FIMO (fitte Montag). Jeden ersten Montag im Monat gibt es interessante Vorträge zu gesundheitlichen Themen und die Möglichkeit zu Diskussion und Austausch.
- In Kooperation mit vhs und Stadtbücherei findet pro vhs-Semester ein kostenloser Tablet-Kurs für Einsteigerinnen und Einsteiger statt.
- Der Seniorenrat bietet gemeinsam mit verschiedenen Mittelschulen Unterstützungsangebote an, bei denen Schülerinnen und Schüler älteren Menschen den Umgang mit PC und Handy näherbringen.
- Offene Sprechstunden zum Thema PC und Handy bieten inzwischen einige Koordinierte Stadtteilnetzwerke, die Caritas und das Mütterzentrum.
- Während der Corona-Pandemie wurden verschiedene digitale Veranstaltungen für Seniorinnen und Senioren angeboten. Parallel dazu gab es Angebote zur Einführung in die Nutzung von Online-Angeboten.
- Für viele Veranstaltungen des “tagaktivs” ist inzwischen eine Anmeldung über QR-Code möglich.
- Im Freiwilligenzentrum wird die Engagementberatung immer umfangreicher. Sie vermittelt Interessierte in vielfältige ehrenamtliche Tätigkeiten. Die Anzahl der Stellen, bei denen man ehrenamtlich tätig werden kann, ist weiter gewachsen.
- Das Freiwilligenzentrum führte eine Aktion "Ü70 – aktiv im Alter" durch, bei der Menschen über 70 Jahren aktiviert und angeleitet wurden, ehrenamtliche Gruppen anzubieten.
- Mit der Einrichtung des Pflegestützpunktes gibt es eine in der Innenstadt gut erreichbare Stelle, die zu allen Bereichen des Themas Pflege berät.
- Der Seniorenrat Fürth hat sich der Initiative “Pflegestammtisch Nürnberg” angeschlossen, die nun in Pflegestammtisch Nürnberg/Fürth umbenannt wurde. Die Pflegestammtische finden vierteljährlich statt und bieten interessante Informationen und Möglichkeiten, sich auszutauschen. Einmal pro Jahr findet der Stammtisch in Fürth statt.
- Das Demenznetzwerk Fürth beteiligt sich regelmäßig mit den Fürther Demenztagen an der jährlich stattfindenden Bayerischen Demenzwoche. Mit einer Mischung aus Information, Kultur, Austausch und Schulungen sollen sowohl Menschen mit Demenz als auch deren An- und Zugehörige sowie andere Interessierte angesprochen werden.
- Für Menschen mit der Diagnose Demenz und ihre An- und Zugehörigen wurde der Flyer “Diagnose Demenz – und dann?” aufgelegt. In ihm finden sich Hilfen für Beratung, Austausch, Eigeninitiative und weitere Informationen.
- Beim großen Teil der Veranstaltungen des “tagaktiv” wird darauf geachtet, dass sie in barrierefreien Räumen stattfinden. Falls das nicht der Fall ist, wird es im Heft gekennzeichnet.
- Induktionsanlagen zur Unterstützung von Menschen mit Hörproblemen gibt es inzwischen bei der fübs und bei der vhs.
- Im Hospiz- und Palliativzentrum kümmern sich Hospizverein und das Palliativ-Care-Team um ein würdevolles Lebensende. Ehrenamtliche, geschulte Mitarbeitende bieten eine umfassende Beratung und Begleitung oder bei Bedarf auch Entlastung an.
- “Letzte-Hilfe-Schulungen” unterstützen Angehörige und Interessierte beim Umgang mit dem Thema Sterben.
- Durch Kooperationen mit den Senioreneinrichtungen im Stadtgebiet wird auch hier würdevolle Hilfe in der letzten Lebensphase angeboten.
- Das Format “Rassaus Live-Talk” bringt das Thema Sterben in den gesellschaftlichen Diskurs.
Weitere Handlungsfelder
Zu den 14 Handlungsfeldern zählen auch Bildung im Alter, Unterstützung pflegender Angehöriger, Koordination, Vernetzung und Kooperation sowie Arbeit im Alter und Altersarmut.
Diese Handlungsfelder werden noch bearbeitet.