Rückenaufnahme eines jungen Mannes, der inmitten von Kirchweihbuden die Arme ausstreckt

Ein Schlag gegen die Integration

Stellungnahme des Arbeitskreises Migration (Caritas Asylsozialberatung, Büro für Migration & Vielfalt, AWO – Kulturbrücke, Elan – Frauenwerkstatt, IB Fürth, KJHZ unbegleitete minderjährige Flüchtlinge)

Im Jahr 2025 will die Bundesregierung die Integrationskursverordnung ändern und dabei mehr als die Hälfte der bisherigen Mittel einsparen. Das bedeutet, dass Frauen- und Jugendkurse ersatzlos gestrichen werden und Migrantinnen, welche einen Kurs mit dem Sprachniveau B1 nicht bestehen, nicht die Möglichkeit haben werden, diesen zu wiederholen. Eine Entscheidung, die vor allem Frauen, Mütter und deren Kinder in eine sehr schwierige Lage bringt.

Frauen tragen in einer von traditioneller Rollenverteilung geprägten Haushaltführung oft die Hauptlast der Kindererziehung und haben kaum Zeit für ihre eigene Weiterbildung. Frauenkurse sind speziell darauf ausgerichtet, diesen Umständen gerecht zu werden – mit einem langsameren Voranschreiten und angepassten Lernmethoden, die nachhaltiges Lernen ermöglichen. Diese wertvollen Rahmenbedingungen fallen nun weg.

Die möglichen Folgen sind: Mütter, die ohne diese speziellen Kurse oft nicht die nötige Unterstützung finden, werden seltener an Integrationskursen teilnehmen oder sie werden sie abbrechen. Ein Teufelskreis, der die Chancen auf eine bessere Zukunft für diese Frauen und ihre Kinder dramatisch einschränkt. Das politische Ziel, die Erwerbstätigenquote von Frauen mit Migrations- und Fluchterfahrungen zu steigern und so den Leistungsbezug zu senken, wird durch diese Kürzungen auf fundamentale Weise gefährdet. 

Die Frauenkurse vermitteln mehr als nur Sprachkenntnisse. Sie öffnen Türen zu Bildungssystemen, zu gesellschaftlicher Teilhabe und zu einer besseren Zukunft für die ganze Familie. Wird dieses Angebot gestrichen, verringert man nicht nur die Perspektiven der Frauen, sondern auch die ihrer Kinder. Es ist ein Fehler, diese Chance auf Integration zu verpassen.

Seit 20 Jahren engagiert sich die AWO Kulturbrücke dafür, Frauen eine erfolgreiche Integration zu ermöglichen. Im Jahr 2024 haben über 100 Frauen erfolgreich den Sprachkurs besucht. Ein Erfolg, der durch die geplante Kürzung gefährdet ist. Und das für ein Angebot, das nur einen kleinen Teil des gesamten Integrationskurses ausmacht. Die Einsparungen, die damit erzielt werden sollen, sind marginal – die langfristigen Auswirkungen verheerend.

Es sind nicht nur die Kurse, die betroffen sind. Es geht um das gesamte System der Integration, das mit viel Hingabe und Leidenschaft aufgebaut wurde. Wenn die Verantwortlichen/BAMF diese Kürzungen durchsetzen, verhindern wir die Integration vieler Frauen und ihrer Kinder. Eine erfolgreiche Integration einer Familie steht oder fällt meistens mit der der Mutter. Sprache ist das Tor und der Schlüssel in eine neue Gesellschaft. Ein unverantwortlicher Schritt, der uns für die Zukunft alle betrifft.