Baumkronen aus der Froschperspektive

Station 5: Waldmusik

Das optimale Holz für den Instrumentenbau hat einen gleichmäßigen und engringigen Jahresringabstand, nur einen geringen Spätholzanteil und eine hohe Elastizität.

Zusammenspiel von Resonanz und Holzdichte

Bei Streichinstrumenten ist die Resonanzdecke meist aus Fichte, insbesondere Haselfichte, einer Wuchsvarietät aus Bergwäldern. Das optimale Holz hat einen gleichmäßigen und engringigen Jahresringabstand, nur einen geringen Spätholzanteil und eine hohe Elastizität. Im 19. Jahrhundert wurde auch Tanne als Deckenholz oft beschrieben. Sie konnte bei Untersuchungen jedoch nur in knapp fünf Prozent der Instrumente nachgewiesen werden. Boden, Zargen und Hals sind aus Bergahorn. Das Griffbrett ist wegen der hohen Beanspruchung durch das Drücken der Saiten meist aus Ebenholz.

Auch bei klassischen Akustikgitarren besteht die Decke traditionell aus europäischer Fichte. Daneben finden auch amerikanische Sitka-Fichten und Engelmann-Fichten sowie Adirondack und Douglasie Verwendung. Seit den 1960er Jahren gibt es auch Resonanzdecken aus Kanadischer Rotzeder für klassische und Flamenco-Gitarren. Sie klingen im Vergleich zu Gitarren mit Fichtendecken etwas lauter und dunkler. Amerikanische Gitarrenbauer setzen zudem Redwood für klassische Gitarrendecken ein.

Aus Fichte ist auch der Resonanzboden von Tasteninstrumenten wie dem Klavier oder Cembali. Er setzt sich aus mehreren Lamellen unterschiedlicher Breite zusammen. Darauf sitzt der Steg mit den darüber gespannten Saiten. Der Saitenzug beträgt bei Konzertflügeln mehrere zehn Kilonewton. Allein mit 10 Kilonewton lässt sich beispielsweise ein Kleinwagen anheben.

Klarinetten und Oboen stellt man häufig aus Grenadill-, Buchsbaum- oder Ebenholz her. Tiefe Holzblasinstrumente entstehen aus Palisander, Ahorn oder Berg-Ahorn.

 

Nachhaltigkeit im Instrumentenbau

Exotische Tonhölzer, aus denen zum Beispiel Zargen und Böden von Gitarren gefertigt werden, verfügen durch ihr langsames Wachstum häufig über eine hohe Dichte. Einige Baumarten benötigen mehrere hundert Jahre, um den für den Instrumentenbau nötigen Stammdurchmesser zu erreichen. Die meisten dieser Holzarten bieten den südlichen Herkunftsländern kurzfristige Einnahmemöglichkeiten, so dass häufig Raubbau an ihnen betrieben wird. Die zunehmend mangelnde Verfügbarkeit einiger Holzarten treibt Popularität und Preise zusätzlich in die Höhe. Tonholz macht zwar mit 3 Prozent nur einen relativ geringen Anteil am weltweiten Bedarf an exotischen Holzarten aus. Häufig sind es aber gerade die Holzarten, die aufgrund ihrer attraktiven Maserung und der exzellenten physikalischen Eigenschaften nicht nur bei Instrumentenherstellern besonders gefragt sind. Einige Holzarten werden immer rarer, doch nur wenige Holzarten wie der Rio-Palisander und Kuba-Mahagoni haben Behörden glücklicherweise gerade noch rechtzeitig unter Schutz gestellt. Sie stehen heute auf der Artenschutzliste CITES.

Instrumentenbauer können nicht so leicht auf die traditionellen Holzarten verzichten und auf Holzarten umzusteigen, welche aus garantiert nachhaltiger Forstwirtschaft stammen. Es gibt zwar FSC-zertifiziertes Holz, das durchaus für Tonholz geeignet ist, jedoch ist die Auswahl zurzeit noch sehr eingeschränkt und die Holzarten haben andere akustische Eigenschaften als die traditionellen Tonhölzer. Vor dem Instrumentenkauf sollte man sich deshalb genau über die Art und Herkunft der verwendeten Hölzer informieren.